Der kreisförmige Weg hat einen äußeren Durchmesser von etwa 40 Metern. In der Mitte des Weges liegen kreisförmig angeordnet 26 Sandsteinmonolithe von 200 cm Länge und einer Höhe und Breite von 50 cm. Jeder Stein trägt einen Teil des endlosen Satzes eingemeißelt: "A beobachtet B, "B beobachtet C"... bis "Z beobachtet A".
Der Passant soll sich eingeladen fühlen, auf dem Weg spazieren zu gehen und sich auf einem der Steinblöcke, die genaue Sitzhöhe haben, niederzulassen. Von seinem Platz aus kann er sich in der Runde umsehen, sich vielleicht das Gebäude und die Bäume und die Rasenflächen ansehen und auch die vorübergehenden Menschen beobachten.
Der Künstler hat darauf aufmerksam gemacht, dass sein Werk auf Arbeiten des Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann reagiert. Darauf weist auch ein aufrecht stehender Steinblock hin, der dem Kreis der Steine beigestellt ist und der die Beschriftung "Gesellschaftsspiel" trägt.
Anhand der Arbeit von Ludger Gerdes können einige der Grundgedanken von Niklas Luhmann veranschaulicht werden, mit denen dieser versucht, die Gesellschaft zu beschreiben. Niklas Luhmann geht davon aus, dass das Gesamtsystem Gesellschaft von keinem einzelnen Menschen wahrgenommen und beurteilt werden könne. In einer demokratischen Gesellschaft könne und dürfe es keine Befehlszentrale geben, die alles bestimmt und sich ins Zentrum rückt. Alle Menschen seien mehr oder weniger Teilhaber an einem zirkulären, also kreisförmigen "Gesellschaftsspiel". Sinnvollerweise ist deshalb die Mitte der Arbeit von Ludger Gerdes leer. Auch in der Gesellschaft solle sie bewusst leer sein, um jedem sein eigenes Recht zu lassen. Erst dann sei eine offene, freie innergesellschaftliche Kommunikation möglich. Kommunikation setze voraus, dass man sich gegenseitig beobachtet, das heißt wahrnimmt. Dabei heiße "beobachten" nicht observieren oder bespitzeln, sondern wird vielmehr als soziologischer Begriff verwendet, als wertneutrale Bezeichnung für ein Betrachten und Erkennen von Handlungen und Verhaltensweisen. In einer demokratischen Gesellschaft achten alle gegenseitig aufeinander, was sie tun.
Die Arbeit von Ludger Gerdes ist ein Werk auf der Grenze zwischen Bildhauerei und Architektur, Bild und Sprache. Es macht eine Gedankenfigur nicht nur anschaulich, sondern sie fordert auch dazu auf, Platz zu nehmen und das zu vollziehen und über das nachzudenken, was die Skulptur gedanklich ausdrückt. Man tut automatisch das, was auf den Steinen steht.
Quelle: Ministerium für Bauen und Wohnen des Landes NRW, 1994