Der 29-jährige Ukrainer wohnt mit seiner Familie unweit der Autobahn 30 in Kirchlengern. Von seinem Fenster aus könne er quasi auf Autobahn schauen. Am Mittag des 09.07.2024 habe er plötzlich quietschende Autoreifen und kurz darauf Aufprallgeräusche gehört, erzählt er.
Ihm sei sofort klar gewesen, dass etwas passiert sein musste. Also habe er sich schnell einen Verbandskasten aus dem Auto geschnappt und sei zur nahegelegenen Autobahnbrücke gerannt.
Dort sollten sich seine Befürchtungen bewahrheiten. Auf der Fahrbahn der BAB 30 war ein Gespann aus Auto und Wohnanhänger an der Mittelleitschutzplanke verunfallt.
Herr Latushko habe gesehen, dass sich viele Fahrzeuge an der Unfallstelle vorbeigedrängelt hätten. "Denen war klar: sobald Polizei und Feuerwehr da sind, kommen wir nicht mehr vorbei!" sagte der 29-Jährige im Gespräch mit Polizeipräsidentin Frau Dr. Müller-Steinhauer.
Er sei dann auf die Autobahn gerannt, auf welcher diverse Trümmerteile gelegen hätten, um zu helfen. Zunächst habe er eine große Gasflasche vom Wohnanhänger getrennt und aus dem Gefahrenbereich gebracht. Anschließend habe er sich um die Verletzten gekümmert. Als klar war, dass diese bis zum Eintreffen der Rettungskräfte "klarkommen", habe er damit begonnen die Unfallstelle zu sichern, indem er zunächst den Verkehr gestoppt und anschließend Trümmerteile zur Seite geräumt habe.
Mit Eintreffen von Polizei und Rettungsdienst habe man sich bei ihm bedankt und gesagt, dass er nun in sein Auto zurück gehen dürfe - da er aber keines dabeigehabt habe, sei er dann nach Hause gegangen.
Nicht zu helfen: keine Option! Er wisse ganz genau, dass das Betreten der Autobahn und das Abschrauben der Gasflasche gefährlich gewesen sei, aber all das, was hätte passieren können, wenn er nicht geholfen hätte, sei deutlich schlimmer, sagte er.
Der hilfsbereite Mann, welcher vor zwei Jahren mit seiner Frau, seinem 8-jährigen Sohn und seinem Bruder aus der Ukraine nach Deutschland kam, habe in der Vergangenheit viele schlimme Dinge gesehen. Hier in Deutschland hätten er und seine Familie selbst so viel Hilfe bekommen, dass er gerne etwas zurückgibt. Wenn er helfen kann, dann tut er das und das natürlich ohne jemals etwas dafür zu verlangen.
Für seine Zukunft wünscht sich der 29-Jährige bei der Arbeit etwas mehr Geld zu verdienen, damit er an Wochenenden mehr Zeit mit der Familie verbringen kann.
Übrigens: Es war bereits das zweite Mal, dass Herr Latushko bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn vor seiner Haustür geholfen hat. Zuletzt hätte er bei einem schweren Unfall, zusammen mit seinem Nachbarn als Ersthelfer den Verletzten geholfen und anschließend als Dolmetscher im Rettungswagen ausgeholfen.
Als Dank für seinen Einsatz lud Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer Herrn Latushko zu einem anerkennenden Gespräch ins Polizeipräsidium Bielefeld ein und dankte dort dem Mann, der ohne zu zögern sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, um Anderen zu helfen.
Auch wenn hier für den Helfer alles gut ausgegangen ist, appelliert die Polizei: Egal ob Straftat, Verkehrsunfall oder andere Notlagen - bitte sich selbst dabei nicht in unnötige bzw. nicht kalkulierbare Gefahr bringen. Das Absetzen eines Notrufs hilft immer.
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