Polizeinotruf in dringenden Fällen: 110

Menü

Inhalt

Off
Off
Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Paderborn und der Polizei Bielefeld
Versuchter Mord in mittelbarer Täterschaft
PLZ
33129
Polizei Bielefeld
Polizei Bielefeld

Die Mordkommission "Testament" des Polizeipräsidiums Bielefeld hat im März die Ermittlungen aufgrund eines versuchten Tötungsdelikts aufgenommen. Ein 43-Jähriger steht im Verdacht, einen 69-jährigen Mann aus Iserlohn am 05.03.2022 durch ein Abhängigkeitsverhältnis zu einem versuchten Suizid gedrängt zu haben.

Der 43-Jährige und der 69-Jährige sollen sich nach Angaben des Geschädigten vor rund zwei Jahren auf einer Online-Dating-Plattform kennengelernt haben und eine platonische Beziehung eingegangen sein, die vor allem von telefonischem Kontakt und seltenen Treffen geprägt gewesen sei. Mit der Zeit habe der Tatverdächtige auch finanzielle Angelegenheiten des Geschädigten übernommen.

Anfang März habe der Tatverdächtige sein Opfer an dessen Wohnanschrift aufgesucht. Gemeinsam sei man dann in eine Unterkunft des Tatverdächtigen in Hilter a.T.W. gefahren. Über einen Zeitraum von zwei Tagen habe der Tatverdächtige dort auf sein Opfer eingewirkt, es geschlagen, beleidigt, fortlaufend erniedrigt und ihm Medikamente verweigert. Durch die körperliche und psychische Dauerbelastung sei der 69-Jährige nicht mehr im Stande gewesen, rationale Entscheidungen zu treffen und habe den Anweisungen des Tatverdächtigen Folge geleistet. So habe er auch ein Testament erstellt, das den 43-Jährigen begünstigen sollte.

Schließlich soll dieser sein Opfer am Samstag, den 05.03.2022, dazu aufgefordert haben, sich umzubringen, was der 69-jährige Iserlohner in einem Waldstück in Delbrück vergeblich versuchte. Ein Passant hatte das stark geschwächte Opfer in einem am Wegesrand geparkten Pkw, in Begleitung des dringend Tatverdächtigen, bemerkt. Da sich der Iserlohner kaum mehr geregt habe, wählte der Passant den Notruf. Dies soll der 43-Jährige vergeblich zu verhindern versucht haben, indem er beteuert habe, dem Mann ginge es gut. Der 69-Jährige ist anschließend von den zu Hilfe gerufenen Rettungskräften vor Ort notfallmedizinisch versorgt und für die weitere Behandlung in ein Krankenhaus gebracht worden

Da gegen den 43-Jährigen zum Zeitpunkt des Notrufs kein Tatverdacht bestand, durfte dieser seine Fahrt nach der Feststellung seiner Personalien fortsetzen.

Während seiner stationären Behandlung in einem Krankenhaus teilte der 69-Jährige jedoch wenige Tage später mit, was aus seiner Sicht vorgefallen war. Am Donnerstag, den 10.03.2022, ist der 43-jährige dringend Tatverdächtige daraufhin in Quakenbrück vorläufig festgenommen und einen Tag später dem zuständigen Haftrichter des Amtsgerichts Paderborn vorgeführt worden. Dieser erließ zunächst einen Untersuchungshaftbefehl gegen den Mann. Am Donnerstag, den 24.03.2022, wurde aufgrund zwischenzeitlich zutage getretener psychischer Auffälligkeiten seine Unterbringungen in einer psychiatrischen Klinik angeordnet. Da die Suizid-Entscheidung des Opfers nach dessen Angaben nicht eigenverantwortlich, sondern aufgrund massiven Drucks in Form von physischer und psychischer Gewalt getroffen worden war, geht die Staatsanwaltschaft vom dringenden Verdacht des versuchten Mordes aus Habgier in mittelbarer Täterschaft aus.

Die Staatsanwaltschaft Paderborn und die Mordkommission ermittelten zudem einen weiteren, ähnlich gelagerten Sachverhalt. Ein 77-jähriger Mann aus Espelkamp hatte am 23.02.2022 versucht, sich das Leben zu nehmen, nachdem der 43-Jährige diesen durch massive psychische Einwirkungen zum Suizid gedrängt haben soll. Das Opfer konnte aufgefunden und mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Dieser Sachverhalt ist bislang nicht Gegenstand eines Unterbringungsbefehls.

In beiden Fällen soll die Kontaktaufnahme des 43-Jährigen mit seinen Opfern über eine Dating-Plattform erfolgt sein. Entstanden seien platonische Freundschaften, ähnlich einem Vater-Sohn-Verhältnis. Nachdem sich der dringend Tatverdächtige anfangs fürsorglich um die Männer gekümmert habe, sei er schließlich fordernder und zunehmend aggressiver geworden. Mit unterschiedlichen Legenden und Druckmitteln habe er große Geldbeträge von seinen Opfern erlangt und sich als Vormund oder Erbe benennen lassen.

Ermittlungen zu weiteren möglichen Opfern dauern an. Weitere Presseauskünfte werden aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht erteilt.

Rückfragen von Journalisten bitte an:

Polizeipräsidium Bielefeld
Leitungsstab/ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kurt-Schumacher-Straße 46
33615 Bielefeld

Sonja Rehmert (SR), Tel. 0521/545-3020
Stefan Bökenkamp (SB), Tel. 0521/545-3232
Sarah Siedschlag (SI), Tel. 0521/545-3021
Michael Kötter (MK), Tel. 0521/545-3022
Hella Christoph (HC), Tel. 0521/545-3023
Fabian Rickel (FR), Tel. 0521/545-3024
Dirk Trümper (DT), Tel. 0521/545-3222
Dominik Schröder (DS), Tel. 0521/545-3195
Caroline Steffen (CS), Tel. 0521/545-3026

E-Mail: pressestelle.bielefeld [at] polizei.nrw.de (pressestelle[dot]bielefeld[at]polizei[dot]nrw[dot]de)

Außerhalb der Bürodienstzeit: Leitstelle, Tel. 0521/545-0

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110