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Zweckmäßiges Verkehrsmittel im Oberbergischen: Stefan Willmes ist oft mit dem E-Bike unterwegs.
Unser Dorfsheriff ist in Ordnung!
Nah an den Bürgerinnen und Bürgern, Ansprechpartner Tag und Nacht – das kennzeichnet die Arbeit des Bezirksdienstes. Porträt des Polizisten Stefan Willmes, der auch bei den Schülerinnen und Schülern gut ankommt.
Streife-Redaktion

Der Weg ist nicht weit. Kaum 50 Meter sind es vom Bürgerbüro der Polizei im Bergneustädter Rathaus bis zur Currywurstbude auf dem Wochenmarkt. Polizeihauptkommissar Stefan Willmes braucht ziemlich lange für den kurzen Weg zu seinem liebsten Mittagssnack. Immer wieder wird er angesprochen. Von einem Passanten zum Beispiel, der wissen will, wie lange sein alter grauer Führerschein noch gültig ist. Oder von einer älteren Dame, die ihm erzählt, wie es als einzige Frau Anfang der 1960er Jahre auf einer Polizeidienststelle in Köln war. Es sind freundliche Gespräche. Willmes lächelt oft. „Man kennt sich“, sagt er und erzählt damit schon viel über seine Arbeit, die von Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern geprägt ist.

Der 53-Jährige arbeitet seit 2017 als Bezirksbeamter, er ist einer von zweien in der 20.000-EinwohnerStadt. 1988 kam er zur Polizei, seit 1994 versieht er seinen Dienst im Oberbergischen Kreis. Er ist hier heimisch, wohnt nur fünf Kilometer vom Arbeitsort entfernt und kommt meistens morgens mit dem Fahrrad.

2.000 Bezirksbeamtinnen und -beamte zählt NRW: Rein rechnerisch kommt einer auf 10.000 Einwohner. Bis Jahresende soll eine Arbeitsgruppe ein Konzept zur Stärkung des Bezirksdienstes vorlegen. Diese Kräfte seien „das Schweizer Taschenmesser des Polizeidienstes“, sagt der Leiter der Arbeitsgruppe Ulrich Heuke. Allrounder also im besten Sinne. Jeden Tag zu Fuß auf Streife. Wie Willmes in Bergneustadt.

„Wenn ich morgens um kurz vor 7.00 Uhr aus der Haustür trete, bin ich in meinem Betreuungsbereich“, sagt er, „jeder kennt mich im Dorf.“

Das Diensthandy macht er praktisch nie aus, Tag und Nacht ist er erreichbar. Wenn Schülerinnen und Schüler über ihn sagen: „Das ist unser Dorfsheriff, der ist in Ordnung“, ist das für Willmes ein besonders schönes Lob. An einer Wand im Dienstzimmer hängen Bilder von Kindergartenkindern. „Danke Polizei“ steht in krakeliger Schrift auf einem.

Schwindenden Respekt vor Einsatzkräften, der immer häufiger beklagt wird, verspürte auch Willmes zuletzt vermehrt: Sachbeschädigungen und Pöbeleien. Doch Kontrollen und Gespräche mit Eltern hätten nachhaltig gewirkt, betont er. Seit den Sommerferien sei es spürbar ruhiger geworden. Ein brüchiger Friede?

Die meisten Themen, mit denen sich der Hauptkommissar befasst, liegen „im zwischenmenschlichen Bereich in der Nachbarschaft“: Die Musik ist zu laut, die Hecke ist zu hoch, das Auto fährt zu schnell durch die Tempo-30-Zone. Es gibt viele Überschneidungen mit den Zuständigkeiten des Ordnungsamts. „Meistens klappt es mit vermittelnden Gesprächen“, sagt Willmes. Das Chaos morgens durch Helikopter-Eltern vor den sechs Schulen der Stadt gehört zu seinen täglichen Themen.

Bergneustadt, rund 50 Kilometer östlich von Köln gelegen, präsentiert sich als beschaulicher Ort. Dennoch gibt es problematische Viertel und Straßenzüge. Arbeitslosigkeit ist ein Thema. Die Kriminalität beschäftigt auch die Bezirksdienstbeamten. Eine Serie, bei der Mülleimer oder Altkleidercontainer brannten zum Beispiel. Bisweilen ist Ermittlerarbeit gefragt.

Willmes fühlt sich geradezu „persönlich beleidigt“ bei Delikten „in meiner Stadt“. Als vor geraumer Zeit Einbrecher in Supermärkte und Lottoannahmestellen eindrangen, um Zigaretten zu stehlen, fuhr er durch die Stadt und legte sich nächtelang auf die Lauer. Die Täter wurden später im Raum Düsseldorf gefasst.

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