Herr Lehmann ist erst auf den Geschmack des Pedelec-Fahrens gekommen, als er in einigen Urlauben mit seiner Lebensgefährtin bei Ausflügen mit dem "normalen" Fahrrad ins Schwitzen kam. Während seine Partnerin mit ihrem Pedelec immer schneller und entspannter neben ihm unterwegs war.
Als ich noch berufstätig war, bot sich das Pedelec für meinen täglichen Arbeitsweg von rd. 20 km an. Der Weg zur Arbeit war für mich immer eine schöne Strecke, relativ eben, landschaftlich schön und im städtischen Bereich durch viele Radwege günstig gelegen. Ohne zu schwitzen und ohne Parkplatzprobleme bin ich immer entspannt und gelockert im Büro angekommen.
Ich war aber auch stets ein Freund des Rad-Wanderns, auch mit meinem normalen Fahrrad. Durch das Pedelec kann ich weitere Strecken relativ entspannt zurücklegen, ohne großartig erschöpft zu sein. Vor allem kann ich Touren im Voraus viel besser planen. Ich kenne die Leistungsdauer des Akkus und meine Fitness. Im Schnitt bin ich 6 km/h schneller unterwegs als sonst.
Zudem bin ich ein „Genuss-Wanderer“. Es ist immer wunderschön die Ladezeit des Akkus mit einer gemütlichen Mittagspause zu verbinden.
Was sind die Herausforderungen beim Fahren mit einem Pedelec?
Aus meiner Sicht fängt es schon damit an, dass ein Pedelec fast doppelt so schwer als ein normales Fahrrad ist. Ich habe das mal nachgewogen (15 kg zu 30 kg). Das Handling meines Pedelec ist also ganz anders. Solange man fährt merkt man das nicht, aber sobald man schieben muss.
Und dann kann ich wie gesagt zügiger fahren, daher fahre ich viel vorausschauender als früher. Denn durch das Gewicht und die Geschwindigkeiten ist mein Anhalteweg auch entsprechend länger.
Ja, ich denke schon. Wenn ich früher mit meinem normalen Fahrrad im Durchschnitt 11-12 km/h geradelt bin, fahre ich mit dem Pedelec nun doppelt so schnell, im Durchschnitt 20-22 km/h.
Ich stelle gerade im Stadtverkehr öfters fest, dass andere Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeiten eines Pedelec unterschätzen. Ich bin mir dessen bewusst und versuche frühzeitig, gefährliche Situationen zu erkennen. Man muss im Straßenverkehr ja immer damit rechnen, dass auch andere Fehler machen. Ich will dann nicht der Leidtragende sein.
Tja und auch wenn es mir schwerfällt zu sagen, aber die körperlichen Reaktionsfähigkeiten ab 60 Jahren und aufwärts sind nicht mehr wie bei einem 20 Jährigen… hier lachte Herr Lehmann… Wenn ich mich kniffeligen Situationen annähere, habe ich oft schon früh die Finger an den Bremshebeln. Das spart bei einer Notbremsung Zeit.
Einen Unfall, nein, zum Glück noch nicht! Gefährliche Situationen sind mir allerdings schon begegnet.
Beim Erklimmen einer Anhöhe überholte mich kurz vor der Kuppe ein Pkw von hinten. Als dann hinter der Kuppe plötzlich Gegenverkehr erschien, wurde es für alle Beteiligten ganz schön eng! Der Überholer hat sich einfach an mir vorbei gequetscht, das war schon heftig.
Aber nicht nur von den stärkeren Verkehrsteilnehmern gehen Gefahren aus. Mir wäre auch schon fast eine junge Frau vor das Rad gelaufen! Durch übergroße Kopfhörer und dem Handy vor den Augen hat sie mich weder gehört noch gesehen.
Ich finde auffallend viele Radfahrer in meinem Alter und älter tragen wie ich einen Fahrradhelm und darunter sind immer freundliche, glückliche Gesichter zu erkennen. Gerade, wenn man Paare oder kleine Gruppen sieht, hört man fröhliche Stimmen und laute, lustige Unterhaltungen. Das kann natürlich auch gehörig ablenken!
Ich habe aber auch schon Pedelec Fahrende gesehen, die nur stumpf hintereinander her fuhren. Dann frage ich mich, ob der Hintermann nur blind folgt oder auch für sich denkt, Schulterblicke macht und vorausschauend fährt.
Man kennt ja so seine Hausecken oder Hofeinfahrten, die man stets im Blick haben sollte.
Man sollte sich vor dem Kauf eines Pedelec auf jeden Fall gut informieren und beraten lassen. Oft sehe ich ältere Damen auf Rädern, die viel zu groß sind. Wenn man beim Anhalten mit den Füßen nicht auf den Boden kommt, stürzt man sehr schnell.
Außerdem sind die Handhabung des Pedelecs und das Wissen um die Technik wichtig. Wenn man sich hiermit bewusst auseinandersetzt, kann man herrliches Fahren genießen.
Als ich mein Pedelec neu hatte, habe ich mich ausgiebig mit der Motorunterstützung beschäftigt. Ich interessierte mich von Anfang an sehr für die Möglichkeiten der verschiedenen Unterstützungsstufen, der Akkuleistung und möglichen Reichweiten.
Dazu habe ich langsam angefangen, mich auf abgeschiedenen Plätzen oder Wegen mit dem Fahrgefühl vertraut zu machen. Allein das Aufsteigen und Losfahren fühlt sich anders an. Kurvenfahren, Abbiegen und Anhalten sollte man ebenfalls trainieren.
Vielleicht noch ein Tipp! Es ist wichtig zu wissen, welche Bremse bremst wo! Ein Bekannter hat sich zum Beispiel bewusst ein Pedelec mit Rücktrittbremse gekauft, da er schon bei der Probefahrt ohne Rücktritt schwer gestürzt war.
Ich habe das Interview wirklich gerne gemacht. Das Fahren mit Pedelec ist großartig. Ich möchte es nicht mehr missen. Trotzdem fahre ich ca. 500 km im Jahr auch mit einem normalen Fahrrad um mich zu „erden“.
Man gewöhnt sich halt sehr an die Geschwindigkeiten und den Schwung. Das ist ja eben dieses freie, flotte Fahrgefühl.
Ich denke mir immer „Genießen in Vollen Zügen - aber abends möchte ich stets an meinem gesetzten Ziel gesund und munter ankommen“.