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Jahresbilanz Kriminalität 2022
Jahresbilanz Kriminalität 2022
Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer und der Leiter der Direktion Kriminalität, Leitender Kriminaldirektor Wolfgang Niewald, stellten die Kriminalitätsentwicklung 2022 für das Bielefelder Stadtgebiet vor.
Sonja Rehmert

Statement der Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer zur Pressekonferenz Jahresbilanz Kriminalität 2022

"Im Jahr 2022 wurden für Bielefeld 24.261 Straftaten registriert, das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 20%.
Dies ist insbesondere auf deutlich gestiegene Fallzahlen im Bereich der Diebstahlskriminalität, der Internetkriminalität, der Straßenkriminalität und der Vermögens- und Fälschungsdelikte zurückzuführen.

Die Gesamtzahl der registrierten Diebstähle stieg um knapp 38% auf 8.736 Delikte. Darunter war bei den einfachen Diebstählen ein Anstieg von knapp über 40% auf 5.752 Fälle zu verzeichnen. Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten stellten wir einen Anstieg um 513 Fälle auf 4.819 Straftaten fest. Davon ging etwa ein Viertel auf Beförderungserschleichungen zurück. 36% der Gesamtkriminalität war Diebstahlsdelikten und knapp 20% Vermögens- und Fälschungsdelikten zuzuordnen. Damit entfiel darauf weiterhin mehr als die Hälfte der Gesamtkriminalität.

Nach rückläufigen Entwicklungen bei der Gewalt- und Straßenkriminalität im vorvergangenen Jahr stieg die Anzahl der Straftaten in diesen Deliktsbereichen deutlich an.
Gewaltkriminalität, zu der unter anderem Mord und Totschlag sowie gefährliche und schwere Körperverletzung zählen, erreichte mit 1.003 Delikten den höchsten Wert der letzten 10 Jahre.
Auch die Gesamtzahl der Körperverletzungsdelikte erreichte im Jahr 2022 einen 10-Jahres-Höchststand.
Straßenkriminalität erfuhr, unter anderem durch spürbar gestiegene Fallzahlen im Bereich Fahrraddiebstahl (+40,8%) und Taschendiebstahl (+81,6%), einen Anstieg um 623 Delikte.
Nach Beendigung der Coronamaßnahmen war mit einem deutlichen Wiederanstieg der Straftaten zu rechnen. Es halten sich wieder mehr Menschen in der Innenstadt auf. Dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen, bieten sich auch für Straftäter verstärkt Tatgelegenheiten.

Allein auf das Abklingen der Pandemie abzustellen, greift freilich dort zu kurz, wo wir auch im Vergleich mit der Zeit vor 2020 besondere Steigerungen beobachten. Dies betrifft vor allem die Delikte gegen die körperliche Unversehrtheit, also die Gewaltkriminalität, aber auch die einfache Körperverletzung.
Wir können es als Polizei nicht hinnehmen, wenn die Gewaltbereitschaft in der Innenstadt steigt und damit das Sicherheitsgefühl der Bürger sinkt.

Auch die deutlichen Steigerungen in Teilen der Straßenkriminalität lassen aufhorchen. Auf diese Entwicklungen müssen und werden wir reagieren. Wie sich dies auf unsere Arbeit im Rahmen des Behördenschwerpunkts auswirkt, werde ich gleich kurz darstellen.

Entwicklungen, die Corona gebracht hat, wirken sich dort weiter aus, wo das digitale Leben spielt. Zwar sind wieder mehr Menschen auf der Straße unterwegs. Seit der Pandemie hat sich Alltägliches jedoch vermehrt ins Internet verlagert, denken wir an Online-Shopping, Freizeitaktivitäten oder auch die Steuerung von Geräten über Apps.
Das eröffnet Kriminellen im digitalen Raum mehr Spielräume, was für mehr Internetkriminalität verantwortlich sein dürfte. So stieg die Anzahl der Delikte mit Tatmittel Internet um 747 Fälle an.

Mit dem Anstieg von 47 auf 63 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern mit Tatort Bielefeld ist 2022 der Höchststand der letzten 10 Jahre erreicht worden. 
Dasselbe gilt für den Bereich Kinderpornografie, hier verzeichneten wir einen Anstieg von 70 Delikten auf 236 Taten.
Die Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Kinderpornografie ist ein kriminalpolitischer und kriminalstrategischer Schwerpunkt der Polizei NRW. Damit erhält dieser Phänomenbereich dauerhaft die Aufmerksamkeit der Polizei, aber auch der gesamten Gesellschaft. Jeder Missbrauchsfall ist erschütternd - unter Ausschöpfung aller rechtlichen und taktischen Möglichkeiten setzen wir alles daran, Kindesmissbrauch aufzudecken und die Täter beweiskräftig zu ermitteln. Das zeigt sich auch an unserer Aufklärungsquote - 51 der 63 Taten bzw. 81% konnten wir klären.

Nach Jahren größtenteils rückläufiger Fallzahlen im Bereich Wohnungseinbruchsdiebstahl verzeichneten wir im Jahr 2022 erstmals wieder einen Anstieg vom Tiefststand mit 212 Delikten auf 249 Fälle. Dies bedeutet zwar einen Anstieg von 17,5%, allerdings liegt diese Fallzahl nach wie vor deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Jede einzelne Tat bedeutet für die Betroffenen eine erhebliche Belastung. Daher führen wir zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls weiterhin intensive präventive und repressive Maßnahmen durch. Dies sind unter anderem eine qualifizierte Aufnahme der Tatorte, die Beteiligung an landesweiten Aktions-, Fahndungs- und Kontrolltagen und ausführliche neutrale und kostenfreie Beratungen zum Einbruchsschutz.

Mit 49 Fällen waren unsere Mordkommissionen genau so oft im Einsatz wie im Vorjahr. In Bielefeld wurden sechs Morde, drei Totschlagsfälle und eine fahrlässige Tötung bekannt, unsere Mordkommissionen konnten 9 von 10 Taten aufklären.

Die starken Zuwächse insbesondere bei den Delikten, die für das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung eine erhebliche Rolle spielen, können wir nicht tatenlos hinnehmen.

Unser Behördenschwerpunkt „Sicherheit in der Bielefelder Innenstadt“ wird auch in diesem Jahr unter Beteiligung aller Fachdirektionen fortgeführt.
Im Rahmen dessen haben wir, wie Sie wissen, vor kurzem, in enger Kooperation mit der Stadt Bielefeld, zwei Schwerpunkteinsätze durchgeführt, um Informationen über die Szenen zu erlangen und Täterstrukturen aufzuhellen, Straftaten aufzudecken und Beweismittel aufzufinden. Mit den kurz aufeinanderfolgenden Einsätzen ging es uns darum, zu einer Zeit im Jahr Präsenz zu zeigen, in der die Szene erst langsam wieder in den öffentlichen Raum zurückkehrt. Die Szene soll wissen, dass wir sie im Blick haben.
Durch polizeiliche Maßnahmen, wie Personenkontrollen, Razzien, Platzverweise und Bereichsbetretungsverbote sowie Festnahmen, sollen kriminelles Verhalten verhindert und Straftaten auf einem möglichst niedrigen Niveau gehalten werden, auch wenn sich Kriminalität in einer Großstadt wie Bielefeld nicht gänzlich auf null reduzieren lässt.

Mein Ziel ist es, als Bielefelder Polizei jederzeit für Bürgerinnen und Bürger ansprechbar zu sein, Straftaten durch gezielte Präventionsmaßnahmen zu verhindern und unter Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten konsequent und beweissicher zu verfolgen."

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