Pressekonferenz Kriminalität 2023 Gruppenfoto
Jahresbilanz Kriminalität 2023
Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer und der Leiter der Direktion Kriminalität, Leitender Kriminaldirektor Wolfgang Niewald, stellten die Kriminalitätsentwicklung 2023 für das Bielefelder Stadtgebiet vor.
Sonja Rehmert

Statement der Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer zur Pressekonferenz Jahresbilanz Kriminalität 2023

"Im Jahr 2023 wurden für Bielefeld 27.557 Straftaten registriert, das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um ca. 13,6%. 

Dies ist insbesondere auf deutlich gestiegene Fallzahlen im Bereich der Diebstahlskriminalität, der Betrugsdelikte und Rauschgiftkriminalität zurückzuführen.

Die Gesamtzahl der registrierten Diebstähle stieg um knapp 20% auf 10.517 Delikte. Darunter war bei den einfachen Diebstählen ein Anstieg von knapp über 20% auf 6.936 Fälle zu verzeichnen. Insbesondere im Bereich des Ladendiebstahls ist ein Anstieg von knapp 27% auf 3167 Fälle zu verzeichnen.

Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten stellten wir einen Anstieg um knapp 7% auf 5.152 Straftaten fest. Die Betrugsdelikte bilden mit 4273 Fällen den Hauptanteil der Vermögens- und Fälschungsdelikte und sind im Vergleich zum Vorjahr um knapp 16% gestiegen.

38,2% der Gesamtkriminalität war Diebstahlsdelikten und 18,7% Vermögens- und Fälschungsdelikten zuzuordnen. Mehr als die Hälfte der Gesamtkriminalität ist weiterhin diesen Bereichen zuzuordnen. 

Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen (ohne ausländerrechtliche Verstöße) stieg von 9755 auf 10219 an. Darunter waren 4151 nichtdeutsche Tatverdächtige, das entspricht einem Anteil von 40,6%.

Die steigenden Fallzahlen im Bereich der Gewalt- und Straßenkriminalität setzten sich im Jahr 2023 fort. 

Gewaltkriminalität, die durch Körperverletzungs- und Raubdelikte geprägt ist, erreichte mit 1.278 Delikten und einer Steigerung von ca. 27% den höchsten Wert der letzten 10 Jahre. 

Straßenkriminalität erfuhr einen Anstieg um ca. 16% auf 5877 Fälle. Dieses begründet sich unter anderem durch die spürbar gestiegenen Fallzahlen im Bereich Fahrraddiebstahl (+28,7%) und im Bereich der Kfz-Kriminalität (+22,7%), worunter unter anderem Sachbeschädigung und Diebstähle in/aus Kraftfahrzeugen zu fassen sind. Die Fälle des Straßenraubs erhöhten sich um 36,8% auf 119 Fälle.

Die Anstiege der Fallzahlen bei der Straßen- und Gewaltkriminalität sind nicht hinzunehmen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat die Bielefelder Polizei den Behördenschwerpunkt „Sicherheit in der Bielefelder Innenstadt“ konsequent fortgeführt. Unter der Beteiligung aller Fachdirektionen und in enger Kooperation mit der Stadt Bielefeld wurden zehn Schwerpunkteinsätze durchgeführt. Durch gezielte Präsenz- und Kontrollmaßnahmen, auch außerhalb von Schwerpunkteinsätzen, werden Straftaten konsequent verfolgt und das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum gestärkt.

Die Rauschgiftkriminalität stieg im Vergleich zum Vorjahr um 39,7% auf 1.263 Fälle. Dieses begründet sich insbesondere in der vermehrten Kontrolltätigkeit der Bielefelder Polizei.

Im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität reduzierten sich die Gesamtfallzahlen leicht. Dennoch ist bei den Rohheitsdelikten ein Anstieg von ca. 30% zu verzeichnen. Dieses ist mit Sorge zu betrachten. Um nicht zuzulassen, dass sich die Delinquenz bei den Kindern und Jugendlichen verfestigt, wird durch die Stadt Bielefeld, die Staatsanwaltschaft Bielefeld und die Polizei Bielefeld das Konzept zur Einführung des „Haus des Jugendrechts“ stringent verfolgt. Die enge Zusammenarbeit der drei Behörden ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Prävention und Bekämpfung der Kinder- und Jugendkriminalität in Bielefeld.

Trotz der Anstiege der Fallzahlen befinden wir uns auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vor-Corona-Jahren. Bielefeld ist eine sichere Großstadt! Unser Ziel ist es, in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Bielefeld, die Sicherheit im gesamten Stadtgebiet und im Besonderen in der Innenstadt weiterhin zu gewährleisten. Wir stehen als Polizei stets für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung, setzen auf präventive Maßnahmen zur Verhinderung von Straftaten und verfolgen diese konsequent und nachweisbar im Rahmen aller gesetzlichen Möglichkeiten!

Zu den Entwicklungen in weiteren interessanten Delikts- und Phänomenbereichen übergebe ich nun gerne an den Leiter der Direktion Kriminalität, Wolfgang Niewald. 

Der digitale Raum eröffnet immer weitere Felder zur Kriminalitätsbegehung. Nach einem Anstieg von Straftaten der Internetkriminalität von 73% im Vorjahr, ist in diesem Jahr ein leichter Anstieg von 8,4% auf 1918 Fälle zu verzeichnen.

Um mit der Dynamik im digitalen Raum Schritt zu halten, wird in Bielefeld eine Kriminalinspektion Cybercrime eingeführt, um digitale Kompetenzen zu bündeln. Durch die neu geschaffenen Interventionsteams „Digitale Tatorte“ werden die Kompetenzen zur Beweisaufnahme, Spurensicherung und Ermittlung, nach zum Beispiel Hackerangriffen, weiter ausgebaut. 

Es ist der Anspruch der Bielefelder Polizei, auch im digitalen Raum für Sicherheit zu sorgen. Die neuen Dienststellen mit „Cyber-Cops“ sind die Antwort auf die steigende Internetkriminalität.

Ein Rückgang von 63 auf 57 Fälle ist bei dem sexuellen Missbrauch von Kindern zu verzeichnen, nachdem im Jahr 2022 der Höchststand der letzten 10 Jahre erreicht wurde. Die Aufklärungsquote konnte in diesem Deliktsbereich auf knapp 90% gesteigert werden. Dasselbe gilt für den Bereich Kinderpornografie, hier verzeichneten wir einen Rückgang von 46 Delikten auf 190 Fälle.

Der Phänomenbereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Kinderpornografie ist weiterhin ein kriminalstrategischer Schwerpunkt der Polizei NRW. Die intensiven Maßnahmen der Bielefelder Polizei zur Bekämpfung und Verhinderung von Kindesmissbrauch werden weiter konsequent fortgeführt.

Nach Jahren größtenteils rückläufiger Fallzahlen im Bereich Wohnungseinbruchsdiebstahl verzeichneten wir, wie im Vorjahr, im Jahr 2023 wieder einen Anstieg von 249 auf 323 Fälle. In der Gesamtbetrachtung sind die Fallzahlen deutlich unter dem Zehn-Jahres-Vergleich. Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls erfährt weiterhin intensive Beachtung, da jede einzelne Tat für die Betroffenen eine erhebliche Belastung bedeutet. Durch die qualifizierte Aufnahme der Tatorte, die Beteiligung an landesweiten Aktions-, Fahndungs- und Kontrolltagen und ausführlichen, neutralen und kostenfreien Beratungen zum Einbruchsschutz, werden die präventiven und repressiven Maßnahmen fortgeführt. 

Die Zuständigkeit für Einsatz- und Ermittlungsmaßnahmen aus Anlass von Geldautomatensprengungen ist seit dem 15.06.2023 für den Bereich Ostwestfalen-Lippe dem Polizeipräsidium Bielefeld übertragen worden. Neben der Spurensuche und -sicherung nach Geldautomatensprengungen durch die Kriminaltechnik wurde für die zentrale Ermittlungsführung eine Ermittlungskommission im Polizeipräsidium Bielefeld eingerichtet.

Im Jahr 2023 wurde im Stadtgebiet Bielefeld – wie im Vorjahr – eine Geldautomatensprengung verzeichnet. In Ostwestfalen-Lippe haben sich die Fälle im Vergleich zum Vorjahr von 20 auf 10 Geldautomatensprengungen reduziert.

Mit 50 Fällen wurden die Bielefelder Mordkommissionen in Ostwestfalen-Lippe in einem Fall mehr eingesetzt als im Vorjahr. In Bielefeld wurden im Jahr 2023 2 Mordfälle, davon 0 Versuche, und 8 Totschlagsfälle, davon 5 Versuche, verübt. Zu allen Fällen konnten Tatverdächtige ermittelt werden. 

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110